Zitat Hutbergbühne: Wie weiter ohne die Puhdys? Kamenzer müssen Einnahmeausfall kompensieren/ Größere Flexibilität bei Entscheidungen ist dafür unumgänglich
Kamenz Die Kamenzer Hutbergbühne ohne die Puhdys – seit den Abschiedskonzerten zu Pfingsten ist das bittere Realität. Doch nicht nur Fans, sondern auch die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung machen sich Gedanken über die Zukunft der in Ostsachsen einmaligen Konzertlocation. Hutbergbühne: Wie weiter ohne die Puhdys? Ein Bild mit Symbolcharakter: Die Puhdys stehen nicht nur auf der Hutbergbühne, sondern schweben auch überlebensgroß über ihr. Ab dem nächsten Jahr muss die Location ohne ihr großes Zugpferd auskommen. Foto: Stadtverwaltung Kamenz
Ohne die Puhdys wird alles anders. Das war Frank Hohlfeld vom Kulturamt der Stadt Kamenz und Stadtmarketing-Chef David Kliemann lange vor den letzten beiden Konzerten klar. „Die Puhdys-Konzerte zu Pfingsten waren alljährlich eine feste Größe, mit deren Einnahmen wir nahezu unabhängig von der Witterung kalkulieren konnten.“ Das diesjährige Doppelkonzert brachte einen Umsatz von 345 000 Euro und leistete letztmalig einen wichtigen Deckungsbeitrag für den Betrieb der Bühne. Noch ein weiteres Schlüsselereignis veranlasste Hohlfeld und Kliemann, sich Gedanken zu machen: „Es gab eine Anfrage von Adel Tawil. Bereits zwei Tage später erhielten wir die Mitteilung, dass das Konzert jetzt in der Messehalle Löbau stattfindet. Wir konnten – unseren Strukturen geschuldet – einfach nicht schnell genug reagieren“, berichtet Frank Hohlfeld. Diese Strukturen gestalten sich derart, dass bei finanziellen Volumina von mehr als 125 000 Euro der Kulturausschuss des Stadtrates, bei mehr als 250 000 Euro der Stadtrat selbst entscheiden muss: „Bei Konzerten in der Größenordnung, wie wir sie auf der Hutbergbühne haben, sind diese Volumina schnell erreicht.“
Kürzere, flexiblere Wege müssen her. Eine mögliche Variante stellte Finanzdezernentin Antje Koch in der jüngsten Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses vor. Sie schlägt die Abgabe der Entscheidungshoheit vom Stadtrat und seinem Ausschuss an ein aus Oberbürgermeister, Finanzdezernentin und Kämmerin bestehendes „Sechs-Augen-Gremium“ vor, wenn hinsichtlich von Konzertanfragen auf der Hutbergbühne schnell gehandelt werden muss. Dafür wäre eine Änderung der Hauptsatzung erforderlich, über die der Kulturausschuss befinden sollte. Doch dazu kam es noch nicht. Zu groß waren Vorbehalte und Bedenken gegen eine solche Abgabe von Entscheidungsbefugnissen vom Stadtrat in die Verwaltung. Bernd Goldammer (WV Kamenz) brachte die Möglichkeit ins Spiel, die Hutbergbühne in die Rechtsform einer GmbH zu überführen. Er fand damit bei seinen Kollegen allerdings wenig Anklang. Thomas Lieberwirth (Linke) entwarf das Szenario, dass im Falle einer GmbH-Insolvenz die Hutbergbühne für die Stadt verloren sei, da sie dann zur „Masse“ gehören würde. Er beantragte, die Hauptsatzung darauf zu prüfen, ob nicht im Einzelfall eine kurzfristigere Einberufung des Ausschusses möglich sei, was eine breite Mehrheit unter den Mitgliedern fand.
Ein weiterer Punkt, über den noch zu diskutieren sein wird – über den aber in der Vergangenheit bereits diskutiert wurde – ist die Frage, ob mehr auf Eigenproduktionen oder auf Vermietung gesetzt werden solle. Laut Hohlfeld hat das Vermietungsgeschäft in den letzten Jahren floriert, allerdings gestalteten sich Markt- und Wettbewerbsverhältnisse immer schwieriger. Mit einer stärkeren Hinwendung zu Eigenproduktionen könne die Stadt mehr Einfluss auf das Programm nehmen, trage allerdings auch das Ausfallrisiko; was sich im schlimmsten Falle bis auf den Gesamthaushalt der Stadt auswirken könne. Eben dies veranlasste den Abgeordneten Wolfgang Schubert (Linke), entsprechende Überlegungen als „Hasard“ zu bezeichnen, den man nicht verantworten könne. Frank Hohlfeld erinnerte daran, dass die derzeitigen Überlegungen von ein bis zwei Eigenproduktionen bei insgesamt bis zu sechs Veranstaltungen im Jahr ausgingen, also eine überschaubare Größe. Derzeit laufe die Recherche nach Künstlern für Pfingsten 2016 – eine völlig neue Erfahrung. Uwe Menschner