Obervogelgesang, ein kleiner, fast unbekannter Ort in der sächsischen Schweiz, kurz hinter Pirna, am Elbufer. ELECTRA – auf Abschiedstour – wird an diesem Abend auf ca. 46 Jahre Musik zurückblicken. Genau an diesem Ort begann ihre musikalische Laufbahn. Nachdem es auch Querelen zwischen Veranstalter und Grundeigentümer bezüglich Zeltaufbau gab, einigte man sich auf 2 Halbzelte, die sogenannte Mitte. Immerhin ist es schon Herbst und am Abend recht kühl. Ein Bahnhaltepunkt unmittelbar am Konzertort, wer kann das schon bieten. Züge aus Dresden und aus Bad Schandau halten hier im Halbstundentakt. Ca. 300 Leute waren es dann am Abend, die im Festzelt zwischen den Biertischen den Abschied mit ELECTRA feiern werden. Wir trafen schon vor Konzertbeginn zahlreiche Freunde und Bekannte, welche an vielen Konzertplätzen des Landes „zu Hause“ sind. Auch habe ich bewusst meine Videokamera zu Hause gelassen und mich somit mehr auf das Konzert konzentrieren können.
Pünktlich um 20:00 eröffnete der Veranstalter das Konzert und auch ELECTRA-Frontmann BERND AUST erzählte noch einiges zum Zustandekommen dieses Konzertes und über die behördlichen Steine, die im Wege lagen. Auch zur Geschichte der Band und eben warum an diesem historischen Ort das allerletzte Konzert gespielt wird. Das MDR-Fernsehteam vom „Sachsenspiegel“ war vor Ort und wird den gesamten Abend einige Szenen mitschneiden und am Folgetag in selbiger Sendung ausstrahlen.
Dann endlich begann das Konzert mit dem instrumentalen Konzertteil vorgetragen von ANDREAS LEUSCHNER am Keyboard und BERND AUST auf Flöte und Sopransaxophon. Nun betreten auch die anderen Bandmitglieder, nämlich WOLFGANG RIEDEL am Bass, ECKARD LIPSKE an der Gitarre und FALK MÖCKEL am Schlagzeug die Bühne. Als erster Sänger des Abends kommt nun GISBERT KORENG auf die Bühne und es gibt die Titel „Scheidungstag“, sowie die Klassiker „Einmal ich, einmal Du“ und vor allem das „Vier Milliarden in einem Boot“ zu hören. Der nächste Block geht an den Sänger und langjährigen Mitglied STEPHAN TREPTE und auch er hat massgeblich zum musikalischen Reportaire von ELECTRA beigetragen. Die Titel „Wenn die Blätter fallen“ und „Das Bild“ vom musikalischen Gesamtwerk und der wohl weltweit bekanntesten ELECTRA-Produktion „DIE SIXTINISCHE MADONNA“ waren die musikalischen Highlights.
Ian Andersson von Jethro Tull bewunderte nicht umsonst die Flötenkünste von BERND AUST. Bernd erzählte am Abend auch später die Episode vom Kamenzer Jethro Tull-Konzert, als ELECTRA den Support-Act übernahmen und Bernd den „Türkischen Marsch“ spielte. Diesen bekamen wir natürlich auch zu hören, aber vorher „This as a brick“ vom wohl klaren musikalischen Vorbild – Jethro Tull mit Gisbert am Mikrofon.
Eine längere, 30 minütige Pause und man konnte sich zu normalen Preisen seine Getränkevorräte aktualisieren oder etwas zum Essen ergattern. Und sich eben mit gleich gesinnten unterhalten. Das MDR drehte derweilen einige Einzelinterviews und die beiden stellten sich dann zur 2. Halbzeit an meinem guten Platz mittig vor der Bühne. Ich dachte ja, dass es nur für paar Minuten sein wird, denkste, den guten Platz haben sie sich dann bis zum Schluss vereinnahmt.
Instrumental ging es weiter, was dann in den Klassiker „Locomotiv Breath“ , den absoluten Klassiker Jethro Tulls endete. Gisbert nach wie vor auf der Bühne gab dann die „Frau im Spiegelglas“ zum Besten, bevor es mit „The House“ und dem Drumsolo FALK MÖCKELS weiter ging. Gary Moors „Sill got the Blues“ ertönte und ich schaute mich um im Zelt, alles stand und schaute zwischen Tischen und Bänken den Musikern vertieft, teilweise Zeile für Zeile der Liedtexte mitsingend zu. ECKARD LIPSKE legte mit seiner neuen weißen Gitarre ein Solo unter großem Beifall hin. Er ist ja auch mit anderen Bands und Projekten unterwegs, CRAZY BIRDS mal zu nennen. Sicher auch nach der Karriere mit ELECTRA wird es für ihn weiter gehen.
Es wird an diesem Abend zum letzten Mal ein Konzert mit ELECTRA geben. Auch wenn die Musiker im Vorfeld auch alle emotional angespannt waren, erlebten wir dieses wunderbare Konzert. Mitten im Konzert war es einem allerdings nicht so tiefenbewusst, dass es das letzte Konzert sein wird. So ging es zumindest mir. Das kommt dann erst irgendwie auf, wenn die letzten Noten bereits verklungen sind und die Bühne abgebaut wird. Im letzten Block vor dem Finale gibt es mit STEPHAN TREPTE nochmals drei Songs, u.a. mit „Seh in die Kerzen“ zum Besten. (Liste des kompletten Konzertes lege ich bei)
Jetzt bedankt sich BERND AUST bei allen Bandmitgliedern für die Treue und vergißt auch nicht PETER „MAMPE“ LUDEWIG, welcher leider erst kurz vor dem Ende der Bandkarriere aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden musste. Er hielt ein handgemaltes Porträt mit „Mampe“ ins Publikum. Unter großem langanhaltenden Beifall spürte man auch viele Emotionen, Bewegtheit im Zelt. Schön waren die Zeiten damals, seine Darbietungen zum "Grünen Esel". Auch wir wünschen "Mampe" alles erdenklich Gute für seine Zukunft! Anschließend übergab Bernd Aust allen Bandmitgliedern eine Flasche selbstproduzierten Weins von seinem eigenen Weinanbau in einer Geschenkbox. Der Rebensaft trägt den Namen „Electra Solaris“.
Der wohl zweitbekannteste ELECTRA – Song „Tritt ein in den Dom“ erklang unter großem Beifall mit beiden Sängern, die Band erhielt anschließend Blumen vom Gastgeber und stellte sich nochmal für die Berufs- und Hobbyfotografen am Bühnenrand zum Portrait auf.
„Zugabe“-Rufe im Publikum und Standing Ovations ließen der Band keine andere Wahl, diese auch zu spielen und es gab vom STEFAN TREPTE den REFORM-Klassiker „Dicke Bohnen“ , worauf sich sehr viele im Zelt freuten. Das endgültige Finale, der „Last Waltz“ erklang natürlich mit dem wohl bekanntesten ELECTRA-Titel , damals von MANUEL VON SENDEN gesungenen Titel „Nie zuvor“. Die Band verneigte sich noch einmal abschließend dankend vor dem Publikum, welches mit anhaltenden Beifall sich bei der Band bedankten. Aber die letzte Show war zu Ende, die Techniker begannen mit dem Abbau. Ich konnte mir von Gisbert Koreng noch eine der beiden letzten Tracklisten ergattern. So resümierten wir noch am Bühnenrand diesen Konzertabend und verabschiedeten uns dann auch langsam von unseren Freunden und Bekannten und machten uns auf dem Heimweg.
Nun sind 2 weitere Tage ins Land gezogen, der TV-Bericht wurde inzwischen gesendet und langsam wird auch uns klar, dass nix mehr kommen wird mit ELECTRA und dem SACHSENDREIER. Was uns bleibt, ist es DANKE zu sagen für diese wunderschönen Jahre und der Bereicherung der (ost-) deutschen Musiklandschaft. Das schwere Genre Klassik uns auch modern näher gebracht wurde. Bleibt möglichst lange gesund und genießt den Lebensabend, behaltet euch den Kontakt untereinander und den jungen Bandmitgliedern wünschen wir, dass sie mit den kommenden Projekten ebenso erfolgreich landen werden.
Fotos folgen demnächst !
TV-Beitrag "MDR-Sachsenspiegel" vom 27.9.15
Bernd
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
ist schon seltsam, eine band geht, die man von anfang an erlebt hat. damals noch mit der strassenbahn von ost bis west-dresden hinterher gefahren. jeder auftritt war ein erlebnis. seit ein paar jahren auch die gespräche neben den auftritten, ein erlebnis. electra unter all dem sogenannten ostrock, etwas ganz besonderes. danke an bernd aust und all seine mitstreiter langs des weges......
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